1937 bis 1945 – Unternehmensgründung und Einbindung in die Kriegswirtschaft

Chronik 1937: 10. September

In die Zuständigkeitslücke stieß im Januar 1937 die Deutsche Arbeitsfront (DAF), um mit der Durchführung des Prestige-Projektes ihr Image aufzubessern. Während­dessen begannen Anfang April 1937 die Tests der 30 Fahrzeuge umfassenden W30-Serie, die insgesamt mehr als zwei Millionen Testkilometer absolvierten. Am 28. Mai 1937 gründete die Deutsche Arbeitsfront in Berlin die Gesellschaft zur Vorbereitung des Deutschen Volkswagens mbH, die am 16. September 1938 in Volkswagenwerk GmbH umbenannt wurde. Im Februar 1938 begannen östlich von Fallersleben am Mittellandkanal die Bauarbeiten am Hauptwerk, das als vertikal-integrierte und weitgehend autarke Musterfabrik projektiert war. Im ersten Jahr nach der für den Herbst 1939 geplanten Eröffnung sollten 150 000 und im zweiten Jahr 300.000 Volkswagen produ­ziert werden, um im Folgejahr die Jahreskapazität von 450.000 Fahrzeugen zu erreichen. Mittelfristig war die Fertigung von 1,5 Millionen Volkswagen vorgesehen. Die Mitarbeiterzahl sollte von 7.500 über 14.500 auf schließlich 21.000 Beschäftigte gesteigert werden. Der geschätzte Investitionsbedarf von rund 172 Millionen Reichsmark für das Gelände sowie 76 Millionen Reichsmark für die maschinelle Ausstattung war finanziell nicht gedeckt. Verkaufs­erlöse aus dem beschlagnahmten Immobilienbesitz der freien Gewerkschaften sollten Entlastung bringen.

Größe, technische Ausstattung und Fertigungstiefe orientierten sich am Ford-Werk River Rouge in Detroit, das als modernstes Automobilwerk der Welt galt und von Ferdinand Porsche und dem Planungsteam zwei Mal besucht wurde. Parallel zum Bau des Hauptwerks im heutigen Wolfsburg entstand in Braunschweig das Vorwerk, das Lehren und Werkzeuge zuliefern sollte und zudem für die Berufsaus­bildung des Fachkräftenachwuchses zuständig war. Arbeitskräfte- und Rohstoffmangel verzögerten bei beiden Vorhaben den Baufortschritt.

Für das von Ferdinand Porsche entwickelte Fahrzeug prägte Hitler während der propagandistisch inszenierten Grundsteinlegung am 26. Mai 1938 den Begriff KdF-Wagen. Begleitet von einer massiven Werbekampagne, führte die Deutsche Arbeitsfront am 1. August 1938 das KdF-Wagen-Ratensparen ein. Wer wöchentlich einen Mindestbetrag von fünf Reichsmark bei der DAF einzahlte, sollte Besitzer eines Volkswagen werden. Doch die geringe Massenkaufkraft durchkreuzte die hoch fliegenden Pläne, denn für einen Industriearbeiter blieb der Volkswagen faktisch unerschwinglich. Schlussendlich nahmen 336.000 Sparer an dem Ratensparprogramm teil, deren Zahl weit hinter den gigantischen Fabrikationsplanungen zurückblieb.

Während im Vorwerk noch 1938 die praktische Lehrlingsausbildung und auch die Produktion von Vorrichtungen und Werkzeugen startete, verschob sich aufrüstungsbedingt die Ausstattung des Hauptwerks immer weiter. Bis Kriegsbeginn am 1. September 1939 erfolgte überhaupt noch keine Fertigung. Die Umstellung des Werks auf die Produktion von Rüstungsgütern führte stattdessen zur Neuausrichtung des Unternehmens. Im Auftrag der Luftwaffe übernahm die Volkswagenwerk GmbH Ende 1939 Reparaturarbeiten an Flugzeugen vom Typ Ju 88 und lieferte Tragflächen und hölzerne Abwurfbehälter. Im Zuge der Heeresmotorisierung gelang 1940 der Einstieg in die Automobilfertigung. Die Serienfertigung von Kübelwagen und dann ab 1942 von Schwimmwagen etablierte ein zweites Standbein. Bis Kriegsende fertigte das Werk insgesamt 66.285 Fahrzeuge. Der Umsatz stieg zwischen 1940 und 1944 von 31 auf 297 Millionen Reichsmark.

Die Einbindung des Unternehmens in die deutsche Rüstungswirtschaft hatte nach 1941 die Angliederung von Tochterunternehmen etwa in Luckenwalde und Ustron zur Folge. 1943/44 erweiterte die Volkswagenwerk GmbH die Fertigungskapazitäten durch die Auftragsverlagerung nach Frankreich und durch den Ausbau von Eisenerz- und Asphaltstollen zu unterirdischen Fabrikationsstätten. Nach mehrmaligem Bombardement der am Mittellandkanal gelegenen Fabrikanlage schritt 1944/45 die Dezentralisierung des Unternehmens durch die Verlegung von Produktionsbereichen in provisorische Fertigungsbetriebe voran. Den Arbeitskräftebedarf der wachsenden Rüstungsproduktion deckten von Sommer 1940 an eine steigende Zahl Zwangsarbeiter. Als erste Gruppe, die durch Zwang zur Arbeitsaufnahme veranlasst wurde, kamen polnische Frauen in das Hauptwerk. Später folgte die Zuweisung von Kriegs­gefangenen und KZ Häftlingen – insgesamt schätzungsweise 20.000 Personen. Sie stammten aus den vom Deutschen Reich besetzten oder dominierten Staaten Euro­pas und bildeten 1944 zwei Drittel der Betriebsbelegschaft. In der nationalsozialistischen Kriegsgesellschaft waren Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter faktisch rechtlos und einer gestuften rassistischen Diskriminierung ausgesetzt. Unzureichende Ernährung, physische Gewalt und Ausbeutung untergruben ihre Gesundheit und gefährdeten ihr Leben.

Die am 11. April 1945 eintreffenden amerikanischen Truppen beendeten die Rüstungsproduktion und befreiten die ausländischen Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter. Mit dem ersehnten Ende der nationalsozialistischen Diktatur brachen auch für Volkswagen neue Zeiten an.

1937

28. Mai

Drei Funktionäre der Deutschen Arbeitsfront (DAF), Paul A. Brinckmann, Alexander Halder und Werner Boltz, schließen in Berlin vor einem Notar den Gesellschaftervertrag zur Errichtung der Gesellschaft zur Vorbereitung des Deutschen Volkswagens mit beschränkter Haftung (Gezuvor). Gegenstand des Unternehmens ist die „Planung und technische Entwicklung des deutschen Volkswagens“. Das Stammkapital beträgt 480 000 Reichsmark, wobei die Treuhandgesellschaft für wirtschaftliche Unternehmungen mbH (TWU) eine Stammeinlage in Höhe von 100 000 Reichsmark und die Vermögensverwaltung der Deutschen Arbeitsfront mbH (VV) eine Stammeinlage von 380 000 Reichsmark einbringt. Als Geschäftsführer werden der Konstrukteur Ferdinand Porsche, der Kaufmann Jakob Werlin und der DAF-Amtsleiter Bodo Lafferentz bestellt. Die Geschäftsräume des neuen Unternehmens befinden sich zunächst in der Kaiserallee 25. Am 2. Juni 1937 erfolgt die Eintragung der Gezuvor in das Handelsregister beim Amtsgericht Berlin. Das Unternehmen unterhält auch ein Büro in den Stuttgarter Geschäftsräumen der Porsche KG, um auch dort die technischen und sonstigen Planungen begleiten zu können.

20. Juni

Die drei Geschäftsführer der Volkswagenwerk GmbH und Mitarbeiter der Porsche KG starten zu einer Reise nach Detroit, um durch einen vierwöchigen Aufenthalt ihre Kenntnisse der fordistischen Großserienfabrikation zu erweitern und amerikanische Spezialmaschinen zu kaufen. Außerdem werden einige bei Ford beschäftigte Deutschamerikaner als Experten abgeworben.

August

Chronik 1937: August
Fritz Kuntze, der von Ferdinand Porsche aus Detroit abgeworbene frühere Kraftwerksleiter der Ford-Fabrik River Rouge, skizziert erstmals die Fabrik, die drei parallel zum Mittellandkanal gelegene Werkshallen und einen dreistufigen Ausbau vorsieht. Neben einem Kraftwerk projektiert Kuntze auch ein Warm- und Kaltwalzwerk, eine Gießerei, eine Schmiede sowie ein Glas- und Gummiwerk, um wesentliche Fertigungsumfänge vor Ort herstellen zu können. Der Unterbringung der Belegschaft dienen die „Stadt A“ und das „Dorf B“.

10. September

Chronik 1937: 10. September
Die Alpenerprobung von vier W30-Fahrzeugen einschließlich der Cabriolet-Variante beginnt. Die Strecke führt von Stuttgart über den Fernpass und den Brenner bis nach Meran. Die Rückfahrt geht über Lienz und die Turracher Höhe, den steilsten Pass der östlichen Alpen, über den Katschberg-, Tauern- und Großglockner-Pass, durch Zell am See und dann am 16. September über München wieder zurück zum Ausgangspunkt. Der 7 000 Kilometer lange Härtetest zeigt beim Vergaser, an den Bremsen und am Getriebe Verbesserungsnotwendigkeiten auf. Bis in das Jahr 1938 hinein absolvieren die W30-Fahrzeuge insgesamt mehr als zwei Millionen Testkilometer.

21. Oktober

Chronik 1937: 21. Oktober
Eine außerordentliche Gesellschafterversammlung ergänzt mit Blick auf die zu tätigenden Grundstückskäufe und die damit zusammenhängenden Steuerverpflichtungen den Gesellschaftervertrag. Der Zweck der Gesellschaft richte sich nicht auf die „Erzielung von Gewinnen“, da das Unternehmen „zur ausschließlichen Verfolgung des gemeinnützigen Zweckes der Planung und technischen Entwicklung des Deutschen Volkswagens gegründet worden“ sei. Bei Auflösung der Gesellschaft oder Wegfall der Gemeinnützigkeit soll daher dessen Reinvermögen der „NS-Gemeinschaft Kraft durch Freude“ zufließen. Der Sitz wird nach Berlin-Grunewald, Taubertstraße 4 verlegt.

1938

17. Januar

Eine Besprechung bei der von Reichsminister Hanns Kerrl geleiteten Reichsstelle für Raumordnung bestätigt formell die zuvor schon von Hitler unterstützte Standortentscheidung für das Gebiet zwischen Fallersleben und Vorsfelde. Vorteilhaft sind die zentrale Lage in der Mitte des Deutschen Reiches sowie die gute Verkehrsanbindung an das Ruhrgebiet durch den Mittellandkanal und die Eisenbahnstrecke Hannover-Berlin. Alternativen bei Angermünde an der Oder oder bei Tangermünde an der Elbe bleiben infolgedessen unberücksichtigt.

8. Februar

Chronik 1938: 8. Februar
Im heutigen Wolfsburg beginnen die Erdarbeiten für das Hauptwerk. Die Bauarbeiter werden im so genannten Gemeinschaftslager in normierten Holzbaracken untergebracht. Im Norden Braunschweigs entsteht derweil das Vorwerk, das der Produktion von Lehren und Spezialwerkzeugen sowie der Ausbildung von künftigen Facharbeitern dienen soll.

11. März

Der Vertrag zwischen der Gezuvor und der Familie  von der Wense regelt den Erwerb von 620 Hektar Grundbesitz am Standort des Hauptwerks und legt den Kaufpreis  auf 2,67 Millionen Reichsmark fest.

26. Mai

Chronik 1938: 26. Mai
Die Deutsche Arbeitsfront (DAF) inszeniert die Grundsteinlegung des Volkswagen Werks als Befehlsempfang durch Adolf Hitler. Drei Fahrzeugvarianten – Limousine, Rolldachlimousine und Cabriolet – werden den rund 50 000 Veranstaltungsteilnehmern gezeigt. Hitler weist in seiner Rede dem Wagen den Namen der DAF-Unterorganisation „Kraft durch Freude“ zu.

8. Juli

Die ersten 250 Lehrlinge werden in das Vorwerk „einberufen“, obgleich die Bauarbeiten an den Lehrlingsheimen hinter den Plänen zurückliegen. Die in enger Abstimmung mit der DAF angestrebte Heranbildung von „Facharbeiterführern“ vereint eine herausragende fachliche mit einer systemkonformen politischen Ausbildung. Bewerber benötigen nicht nur eine Empfehlung durch die Hitler-Jugend, diese übernimmt auch die Betreuung der auf dem Werksgelände internatsmäßig untergebrachten Jugendlichen. Zunächst außerhalb Braunschweigs in „Zwischenlagern“ untergebracht, erfolgt am 16. September 1938 die Übersiedlung der Lehrlinge und ihrer Lehrer und Betreuer nach Braunschweig. Die beiden Werkhallen sind bis Jahresende soweit fertig gestellt, dass der Lehren- und Werkzeugbau mit den vorhandenen Maschinenanlagen aufgenommen werden kann.

12. Juli

Der Abschluss des Kaufvertrages mit dem Grafen von der Schulenburg, der für  1 888 Hektar Fläche und Gebäude einen Kaufpreis von 8,5 Millionen Reichsmark vorsieht, bringt die bereits in Neunutzung befindlichen Flächen rund um das Hauptwerk formell in Unternehmenseigentum.

26. Juli

Die Nullserienfahrzeuge VW38, deren Karosserien bei Reutter in Stuttgart hergestellt wurden, gehen bis zum 29. Juli 1938 auf Erprobungsfahrt durch die Berge. Die produzierten 30 Exemplare fahren auf Werbetour durch zahlreiche Städte in allen Teilen des Deutschen Reiches.

1. August

Chronik 1938: 1. August
Bei einem Betriebsappell im IG-Farben-Werk in Leverkusen gibt Robert Ley, der Leiter der Deutschen Arbeitsfront, den Start des „KdF-Wagen-Sparens“ bekannt. Der politisch festgelegte Kaufpreis von 990 Reichsmark kann durch eine wöchentliche Mindestsparsumme von fünf Reichsmark bei der DAF aufgebracht werden. Bis Kriegsende nahmen 336 638 Sparer am KdF-Wagen-Sparen teil. Ihre Zahl bleibt aber weit hinter den Erwartungen der DAF und erst recht hinter der Vision einer massenmotorisierten Gesellschaft zurück. Darüber hinaus sind Lohnempfänger angesichts ihres geringen Durchschnittseinkommens stark unterrepräsentiert. An Sparer werden bis Kriegsende keine KdF-Wagen ausgeliefert.

10. September

Chronik 1938: 10. September
Die zum Bau des Westwalls abgezogenen deutschen Bauarbeiter werden durch Italiener ersetzt. Innerhalb von drei Tagen treffen am Bahnhof Fallersleben 2 400 Männer ein, die auf Basis eines Abkommens der DAF mit der Confederazione generale fascista dell'industria italiana, ihrer faschistischen Schwesterorganisation, zeitweilig beim Aufbau des Werks und der Stadt helfen sollen. Italiener, die deutschen Arbeitern in Lohn und Arbeitszeit gleichgestellt sind, stellen schon bald die größte Gruppe der Bauarbeiter. Ihre Zahl steigt bis Sommer 1939 auf 6 000 Mann an.

16. September

Eine außerordentliche Gesellschafterversammlung erhöht wegen der hohen Kosten der Bauarbeiten und der Maschinenausstattung das Stammkapital der Gesellschaft von 480 000 auf 50 Millionen Reichsmark, von denen die DAF-Vermögensverwaltungsgesellschaft 49,9 Millionen und die Treuhandgesellschaft für wirtschaftliche Unternehmungen 100 000 Reichsmark hält. Der Unternehmensname wird in Volkswagenwerk GmbH geändert. Auf Drängen des Aufsichtsratsvorsitzenden, des DAF-Spitzenfunktionärs Heinrich Simon, erfolgt im Handelsregister die Eintragung: „Das Unternehmen hat die Aufgabe, den der Deutschen Arbeitsfront vom Führer und Reichskanzler erteilten Auftrag zur Herstellung, Weiterentwicklung und zum Vertrieb des Volkswagens durchzuführen und andere für die gesamte Deutsche Volkswirtschaft wichtige Erzeugnisse herzustellen und zu vertreiben.“ Darüber hinaus wird die Einrichtung eines siebenköpfigen Aufsichtsrats beschlossen, in den auch die drei weiterhin als Geschäftsführer tätigen Herren Porsche, Werlin und Lafferentz berufen werden.

29. September

In der konstituierenden Sitzung des Aufsichtsrats wird unter anderem die Geschäftsführung wegen der erweiterten Unternehmensaufgaben um vier Geschäftsführer auf sieben vergrößert. Alle Neuregelungen werden am 13. Oktober 1938 in das Handelsregister eingetragen.

Vorwerk Braunschweig

Chronik 1938: Vorwerk Braunschweig
Im Laufe des Jahres 1938 geht das „Vorwerk“ Braunschweig in Betrieb. Hier sollen Werkzeuge und Vorrichtungen für das Hauptwerk gefertigt und qualifizierte Arbeitskräfte ausgebildet werden. Mit Beginn des Zweiten Weltkriegs tritt die Ausbildungsfunktion jedoch in den Hintergrund. Stattdessen werden auch in Braunschweig unter Einsatz ausländischer Zwangsarbeiter Rüstungsprodukte hergestellt.

Statistiken des Jahres

Chronik 1938: Statistiken des Jahres

1939

17. Februar

Der KdF-Wagen wird auf der Internationalen Automobil- und Motorrad-Ausstellung in Berlin der Öffentlichkeit, aber auch deutschen und internationalen Pressevertretern vorgestellt. Zu Testzwecken können Journalisten mit dem Fahrzeug zur Baustelle des Hauptwerks im heutigen Wolfsburg fahren.

April

Chronik 1939: April
Die Bauarbeiten bleiben aufgrund fehlender Rohstoffe und Arbeitskräfte um rund 10 Prozent hinter den Vorgaben zurück. Dennoch erfolgt in den vier Produktionshallen, der Südrandbebauung und im Kraftwerk der Innenausbau. Die maschinelle Ausrüstung wird eingebaut. Die Neubauleitung liegt in den Händen von Karl Kohlbecker. Bekannte Architekten wie Emil Rudolf Mewes, aber auch Martin Schupp und Fritz Kremmer tragen zur Entwurfsplanung bei. Allerdings verharren Sozialeinrichtungen wie das „Gesundheitshaus“ oder das „Gefolgschaftshaus“ im Planungsstadium.

12. April

Chronik 1939: 12. April
Im Vorwerk in Braunschweig öffnet die bestens ausgestattete Werkberufsschule, während die praktische Ausbildung des am 15. Mai hinzugekommenen zweiten Lehrlingsjahrgangs mit 307 Jungen in der Lehrwerkstatt erfolgt.

16. August

Chronik 1939: 16. August
Die Borsig-Turbine des am Mittellandkanal errichteten Kraftwerks wird erstmals belastet. Zusammen mit den Wasserreinigungsanlagen und dem 20-atü-Kessel wird eine rudimentäre Energie- und Dampfversorgung gewährleistet. Die Erdarbeiten für das 83 Meter breite und 74 Meter lange Kraftwerk begannen im April 1938, die Hochbauten an dem 64 Meter hohen Kraftwerksgebäude starteten am 26. August 1938. Das Kraftwerk arbeitet nach dem Prinzip der Kraft-Wärme-Kopplung und versorgt das Werk und die entstehende Stadt mit Strom und Wärme. Die Anlieferung der Kohlen erfolgt über den Mittellandkanal.

21. September

In Verhandlungen mit dem Generalluftzeugmeister erreicht die Geschäftsführung für das Volkswagen Werk die Funktion eines „selbstständigen Unterlieferanten für das Ju 88-Programm“ innerhalb des Junkers-Fertigungsrings. Damit werden dem Werk Aufträge der Junkers Flugzeug- und Motorenwerke AG, des größten staatlichen Flugzeugunternehmens, zur Flugzeugreparatur und zur Serienherstellung von Tragflächen übertragen. Die Luftrüstung bleibt während des Zweiten Weltkrieges der größte Umsatzposten.

16. Oktober

Im Zuge der vorgesehenen Einbindung der Volkswagenwerk GmbH in die Rüstungsproduktion entscheidet die Unternehmensleitung, die Fabrik auf die „Sonderproduktion“ der Wehrmacht umzustellen. Die Zivilfertigung von KdF-Wagen wird illusionär, weshalb der vom Heereswaffenamt erteilte Auftrag zur Entwicklung und Herstellung von elf Kübelwagen Typ 82 und von zwei Fahrzeugen des vierradgetriebenen Typs 87 die Hoffnung weckt, den Aufbau einer Serienfertigung mit einer militärischen Variante zu realisieren.

Statistiken des Jahres

Chronik 1939: Statistiken des Jahres

1940

Januar

Die Zentrale der Volkswagenwerk GmbH zieht innerhalb von Berlin in die Knesebeckstraße 48/49 um.

Juni

Chronik 1940: Juni
Da das Volkswagenwerk über keine Stammbelegschaft verfügt, deckt das Unternehmen den aufgrund der Rüstungsproduktion steigenden Arbeitskräftebedarf mit Zwangsarbeitern. Die ersten 300 Frauen aus Polen treffen im Hauptwerk ein und werden in der Herstellung von hölzernen Abwurfbehältern eingesetzt. Polen bilden die erste Zwangsarbeitergruppe, die durch Kennzeichnungspflicht, Unterbringung in geschlossenen Lagerunterkünften, beschränkte Bewegungsfreiheit und Benachteiligung bei Entlohnung und Behandlung diskriminierenden Bedingungen ausgesetzt ist. Die entrechteten Polen unterliegen ausschließlich der Polizeiexekutive. Rund 20.000 Menschen, darunter etwa 5.000 KZ-Häftlinge, aus den vom Dritten Reich besetzten oder dominierten Ländern Europas müssen hier bis 1945 arbeiten, zumeist unter widrigsten Bedingungen. An die Zwangsarbeit erinnert seit 1999 die „Erinnerungsstätte an die Zwangsarbeit auf dem Gelände des Volkswagenwerks“.

3. August

Chronik 1940: 3. August
Der Beginn des Zweiten Weltkriegs im Jahr 1939 stellt die Volkswagenwerk GmbH vor ernste ökonomische Probleme. Die geplante Herstellung ziviler Fahrzeuge muss hinter Rüstungsinteressen zurücktreten. Allerdings kann das Unternehmen kaum Produkte vorweisen, die seine auf einen Jahresausstoß von 1,5 Millionen Fahrzeuge ausgelegten Kapazitäten auslasten. Die 1940 einsetzende Fertigung von Bomben, Öfen, Zusatztanks aus Holz sowie die Übernahme von Flugzeugreparaturen sind nur wenig rentabel. Die Lage verbessert sich, als am 3. August 1940 die Produktion des Kübelwagens VW 82 im Hauptwerk beginnt. Die Vorserienfahrzeuge und die ersten 25 VW 82 entstanden bei Porsche in Stuttgart. Der auf Basis der KdF-Limousine für den militärischen Einsatz entwickelte offene Kübelwagen mit 27,5 Zentimetern Bodenfreiheit und einem 25 PS leistenden Boxermotor mit 1 131 Kubikzentimetern Hubraum zeichnet sich durch seine Geländegängigkeit und Robustheit aus. Die Karosserien liefert Ambi Budd aus Berlin-Johannisthal per Bahn zu. Am 20. Dezember verlässt das eintausendste Fahrzeug die Fertigungsbänder. Bis April 1945 laufen 37.320 Kübelwagen vom Band.

31. Oktober

Das Stammkapital der Gesellschaft wird durch die außerordentliche Gesellschafterversammlung auf 100 Millionen Reichsmark verdoppelt. Die DAF-Vermögensverwaltungsgesellschaft hält 99,9 Millionen Reichsmark, den Rest die Treuhandgesellschaft für wirtschaftliche Unternehmen.

25. November

Chronik 1940: 25. November
Die Braunschweiger Flugzeugreparatur GmbH vermietet der Volkswagenwerk GmbH auf dem Flughafen in Waggum ihre 1937 errichtete Flughalle, damit der Flugplatz für den Einflugbetrieb der reparierten Junkers-Flugzeuge genutzt werden kann. Volkswagen errichtet in Flugplatznähe zwei weitere Hallen, in denen Flugzeuge vom Typ Ju 88, aber auch die Do 17 und die He 111 instand gesetzt werden.

Statistiken des Jahres

Chronik 1940: Statistiken des Jahres

1941

22. April

Das am 20. Januar 1941 von der Wiener Schrauben- und Schmiedewaren-Fabriks AG, Brevillier & A. Unger & Söhne erworbene Schmiedewerk in Ustron wird in die Schmiedewerk Ustron GmbH mit Sitz in Berlin umgewandelt. Geplant ist, das Werk zu einer Groß-Schmiede zu erweitern, die nach dem Krieg der Volkswagenwerk GmbH die für die Fertigung von jährlich 450 000 Pkw benötigten Schmiedeteile liefern soll. Damit wird das ursprüngliche Konzept eines Vertikalkonzerns wieder aufgegriffen. Die Übergabe des Werks erfolgt am 1. Juli 1941. Die Fabrik beschäftigt zur Jahreswende 1941/42 insgesamt 687 Personen und beliefert vor allem die Reichsbahn und die Wehrmacht. Das von der Volkswagenwerk GmbH beauftragte Auftragsvolumen steigt bis Mai 1942 von 10 auf 284 Tonnen. Eine vollständige Belieferung der Kfz-Fertigung durch die Konzerntochter kann allerdings nicht realisiert werden.

10. Juni

Nachdem Otto Dyckhoff wegen seines Wechsels zur Bayerischen Motorenwerke AG am 9. Juni 1941 mit Wirkung zum 15. Juni 1941 sein Mandat als Geschäftsführer der Volkswagenwerk GmbH niedergelegt hatte, beschließt der Aufsichtsrat im Umlaufverfahren auf Antrag der drei Geschäftsführer Felix Schmidt, Ferdinand Porsche und Bodo Lafferentz, Rechtsanwalt Dr. Anton Piëch, den Schwiegersohn von Ferdinand Porsche, zum weiteren Geschäftsführer zu bestellen. Piëch übernimmt die Leitung des Hauptwerks. Damit geht eine umfassende Neuausrichtung des Volkswagen Werks auf Großprojekte einher, um Skaleneffekte bei der Produktion zu erzielen und die Auslastung zu verbessern.

1. Juli

Die Kapitalerhöhung um 50 Millionen Reichsmark auf das neue Stammkapital von 150 Millionen erfolgt auf einer außerordentlichen Gesellschafterversammlung. Davon hält die DAF-Vermögensverwaltungsgesellschaft 145 und die Treuhandgesellschaft für wirtschaftliche Unternehmungen fünf Millionen Reichsmark.

11. Juli

Chronik 1941: 11. Juli
Der erste von 41 im Jahresverlauf gefertigten KdF-Wagen läuft vom Band. Ein erst Monate später aufgenommenes Foto, das den Beginn der Serienfertigung festzuhalten vorgibt, soll die Illusion aufrechterhalten, dass der Start der Großserienproduktion unmittelbar nach einem deutschen Sieg über die Sowjetunion bevorstehe. Die 630 bis Kriegsende im Hauptwerk produzierten KdF-Limousinen gehen an die Eliten der NS-Diktatur.

5./6. September

Die Volkswagenwerk GmbH übernimmt die zuvor vom Deutschen Reich arisierte Luckenwalder Feintuchfabrik GmbH, vormals Tannenbaum, Pariser & Co.. Die Grundstücke und Gebäude nimmt die Volkswagenwerk GmbH direkt in ihr Eigentum. Da das bereits stillliegende Textilunternehmen keine Produktionserlaubnis erhält, erfolgen dort nur Veredlungsarbeiten und die Vermietung von freien Räumlichkeiten. Ende 1942 arbeiten in Luckenwalde 11 Angestellte, 53 Arbeiter und 65 Kriegsgefangene. Darüber hinaus entsteht 1944 auf dem Werksgelände eine Groß-Reparaturwerkstatt für Volkswagen Motoren.

Oktober

Chronik 1941: Oktober
Die ersten 120 sowjetischen Kriegsgefangenen kommen als Zwangsarbeiter in das Hauptwerk, weitere 745 folgen bis zum Jahresende. Infolge der Aushungerungspolitik der Wehrmacht sind die Gefangenen bei ihrer Ankunft stark geschwächt und unfähig, schwere körperliche Arbeit auszuführen. Die erlittene Unterernährung und Infektionskrankheiten führen bis Jahresende zu 27 Sterbefällen. An Fleckfieber erkrankte oder stark geschwächte Personen werden in die Kriegsgefangenenlager der Wehrmacht zurücktransportiert.

11. Dezember

Chronik 1941: 11. Dezember
Im Hauptwerk läuft zur Versorgung der auf den Wintereinbruch unzureichend vorbereiteten deutschen Truppen an der Ostfront die Produktion von OT-Öfen an. Die Übernahme solcher Aufträge trägt zur höheren Auslastung des Werks bei und erweist sich als gewinnbringend. Mit den bis Ende 1942 hergestellten 221 505 OT-Öfen erzielt das Unternehmen einen Umsatz von fast 6 Millionen Reichsmark und einen Bruttogewinn von 1,9 Millionen Reichsmark.

Statistiken des Jahres

Chronik 1941: Statistiken des Jahres

1942

19. März

Rüstungsminister Albert Speer erreicht bei Hitler, dass die Pkw-Fertigung im Deutschen Reich ausschließlich bei der Volkswagenwerk GmbH erfolgt. Direktor Hans Mayr übernimmt im Rahmen der Selbstverwaltung der deutschen Industrie die Leitung des Sonderausschusses Pkw im Hauptausschuss Kraftfahrzeuge.

April

Teile der Flugzeugfertigung werden in die Fabrikationshallen der Neudeker Wollkämmerei und Kammgarnspinnerei verlagert, die von der Dresdner Bank AG gemietet werden. Dort konzentriert sich zunehmend die Fertigung für die Luftrüstung.

8. April

Chronik 1942: 8. April
Das nach Besprechungen mit Adolf Hitler und Heinrich Himmler abgestellte Häftlingskommando des auf dem Werksgelände eingerichteten Konzentrationslagers Arbeitsdorf nimmt mit zunächst 400 Mann die Ausbauarbeiten an der Leichtmetallgießerei auf. Mindestens fünf der insgesamt 900 Häftlinge sterben. Auf Befehl von Rüstungsminister Albert Speer, der dem Bauvorhaben die Kriegswichtigkeit abspricht, werden die KZ-Häftlinge am 4. Oktober 1942 abgezogen.

10. August

Chronik 1942: 10. August
Der VW 166, der allradgetriebene schwimmfähige Kradschützenwagen, geht im Hauptwerk in die Serienproduktion. Die Schwimmwanne liefert die Firma Ambi Budd aus Berlin zu. Die Entwicklungsarbeiten eines zunächst größeren Schwimmwagens begannen im Juni 1940. Die Nachfrage der Militärs nach einem extrem wendigen und besonders geländegängigen Militär-Pkw wächst, weshalb die Porsche KG den Radstand auf 2 Meter verkürzt und die Spurbreite auf 1,23 Meter verkleinert. Bis Jahresende fertigt das Hauptwerk 511 VW 166.

1. November

Die westlich der Fabrikationshallen gelegene Zentralküche nimmt die Versorgung der im Südrandbau untergebrachten Speisesäle auf.

31. Dezember

Bis Jahresende erhalten im Vorwerk 492 Mitarbeiter ihre Einberufung zur Wehrmacht, darunter auch 106 Jugendliche der Jahrgänge 1923/24, die sich für 12 Jahre zur Wehrmacht verpflichten. Die Abgänge werden durch 261 neue Lehrlinge und 398 Ausländer ersetzt, die in Wohnbaracken auf dem Werksgelände unterkommen.

31. Dezember

Chronik 1942: 31. Dezember
Die Ausbringung von reparierten Flugzeugen durch die werkseigene Werft in Waggum steigt im Jahresverlauf auf 253 Stück. 37 weitere warten wegen fehlender Triebwerke noch auf ihre Komplettierung. Die Reparatur von Rümpfen und Tragflächen nimmt ebenso deutlich zu wie die Neufertigung von Landeklappen sowie Seiten- und Höhenrudern.

Statistiken des Jahres

Chronik 1942: Statistiken des Jahres

1943

15. Mai

Chronik 1943: 15. Mai
205 niederländische Studenten, die nach der verweigerten Loyalitätserklärung gegenüber der deutschen Besatzungsmacht zur Zwangsarbeit veranlasst werden, treffen im Werk ein. Die Zahl der niederländischen Arbeiter steigt bis Frühjahr 1944  auf  750 an. Niederländer  sind deutschen Arbeitern im Hinblick auf Entlohnung, Versorgung und Unterbringung gleichgestellt.

31. August

Chronik 1943: 31. August
Die Volkswagenwerk GmbH, die seit Januar 1943 als Hauptlieferant vorgesehen ist, liefert die ersten 100 Zellen der als V1 bekannten Flugbombe Fi 103 aus. Ende September sind bei der Flugbombenherstellung bereits mehr als 1 500 Arbeitskräfte beschäftigt. Nach Bombardierung der Gerhard-Fieseler-Werke am 22. Oktober 1943 erhält das Volkswagen Werk eine zentrale Bedeutung für das nationalsozialistische Vergeltungs-Waffen-Programm, das hohe Umsätze sichert.

Oktober

Im Hauptwerk treffen am Monatsanfang die ersten Transporte mit zunächst  1 441 italienischen Militärinternierten des Arbeitskommandos 6024 ein, die nach dem Sturz Mussolinis und dem Waffenstillstandsabkommen mit den Westalliierten von der Wehrmacht im Mittelmeerraum festgesetzt und zur Zwangsarbeit nach Deutschland deportiert worden waren. Am 11. Oktober folgen 200 italienische Offiziere.

13. Oktober

Eine außerordentliche Gesellschafterversammlung hebt die im Gesellschaftsvertrag enthaltenen Regelungen über den Aufsichtsrat auf, der damit seine Tätigkeit einstellt. Die Aufsicht über die Gesellschaft übt stattdessen der Amtsleiter für die wirtschaftlichen Unternehmungen der Deutschen Arbeitsfront, Heinrich Simon, aus. Immobiliengeschäfte, die Errichtung und Erweiterung von Betriebsanlagen, die Art der Fabrikationsprogramme, aber auch Beteiligungen und die Bestellung von Geschäftsführern und Prokuristen unterliegen seinem Zustimmungsvorbehalt.

November

Das Rüstungsministerium ernennt die Volkswagenwerk GmbH zur „Patenfirma“ für die S.A. des Automobiles Peugeot, wodurch ein Zugriff auf die dortigen Fertigungskapazitäten erreicht werden soll. Den ersten Auftrag zur Entwicklung und Herstellung von zwei Gießkokillen erteilte Volkswagen der Firma Peugeot bereits am 24. Juli 1941, jetzt folgen Aufträge zur Fertigung von Zylinderköpfen sowie Kurbel- und Getriebegehäusen und zur Herstellung von Triebwerksverkleidungen.

Statistiken des Jahres

Chronik 1943: Statistiken des Jahres

1944

17. März

Chronik 1944: 17. März
Der Volkswagenwerk GmbH wird für die geplante Untertageverlagerung von Produktionsbereichen der Luftrüstung die Eisenerzgrube Tiercelet in Lothringen zugewiesen. Sie wird innerhalb von sechs Monaten von Zwangsarbeitern, darunter jüdische KZ-Häftlinge, zu einer Untertagefabrik ausgebaut. Durch die staatliche Finanzierung des Gesamtvorhabens erscheint die Ausweitung der Fertigungskapazität lohnenswert. Im August 1944 beendet die Annäherung alliierter Truppen das auf illusorischen Planungen basierende Vorhaben. 300 KZ-Häftlinge und die Maschinen werden zunächst in Tunnelanlagen bei Dernau und am 30. September 1944 in das KZ Mittelbau-Dora verlegt.

8. April

Chronik 1944: 8. April
Amerikanische Flugzeuge bombardieren das Hauptwerk. Die 500 Spreng- und 450 Brandbomben beschädigen die Halle 3, den Werksbahnhof, die Südrandbebauung und die Sheddächer der Hallen 2, 3 und 4. Infolge des Angriffs sterben 13 Menschen, 40 werden verletzt.

5. Mai

Im Zusammenhang mit dem Vorhaben zur Untertageverlagerung der Fi-103-Produktion in Tiercelet wird auf Initiative des Reichsluftfahrtministeriums zu Tarnungszwecken in Berlin die Minette GmbH mit einem Stammkapital von 10 Millionen Reichsmark gegründet. Das Tochterunternehmen bündelt die Luftrüstungsaktivitäten in den unterirdischen Produktionsanlagen.

29. Mai

Um für die Flugbombenproduktion Arbeitskräfte zu erhalten, trifft aus dem Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau eine Gruppe von 300 Juden im Hauptwerk ein. Mit ihren SS-Wachmannschaften in umgebauten Waschkauen der Halle 1 untergebracht, werden die KZ-Häftlinge dem Montageband der Fi-103-Flugbombe zugewiesen. Ende Juni 1944 erfolgt der Abtransport der Häftlinge nach Tiercelet.

31. Mai

Chronik 1944: 31. Mai
Etwa 800 Häftlinge aus dem KZ Neuengamme treffen auf dem Laagberg ein, um dort einen Barackenkomplex zu errichten. Sie müssen unter SS-Bewachung körperlich schwere Ausschachtungs- und Bauarbeiten ausführen.

20. Juni

Im Rahmen der Operation Crossbow zur Ausschaltung der V-Waffen-Fertigung kommt es am 20. und 29. Juni zu schweren Bombardements, wobei insgesamt 178 Flugzeuge 401 Tonnen Spreng- und Brandbomben auf das Hauptwerk abwerfen. Die Schäden sind beträchtlich, da alle Hallen und auch das Kraftwerk getroffen werden. Unter den Toten sind auch einige Ausländer, die „wegen Plünderns erschossen“ werden.

Juli

Chronik 1944: Juli
Ein Transport ungarischer Jüdinnen aus dem KZ Auschwitz kommt im Hauptwerk an. Ihnen folgt im November eine Gruppe jüdischer Frauen aus Bergen-Belsen. Im Januar 1945 gelangen weitere Frauen, die als Partisaninnen aus Jugoslawien deportiert wurden, ins Hauptwerk. Ihre Unterbringung erfolgt in umgebauten Waschkauen der Halle 1. Das Frauenkommando gehört zum Außenlagersystem des KZ Neuengamme. Die Jüdinnen arbeiten anfänglich am Fertigungsband für die von 1942 an im Werk gefertigten Tellerminen. Ab November 1944 stellen die Häftlinge auch Panzerfäuste her.

5. August

Ein amerikanischer Luftangriff  richtet unter anderem im Presswerk schwere Schäden an. Die Fertigung wird zeitweilig unterbrochen, nach Verlegung beispielsweise des Motormontagebandes in das Sockelgeschoss aber rasch wieder aufgenommen. Außerdem werden Betriebsabteilungen mit ihren Maschinen und den Materiallagern dezentralisiert und in der näheren und weiteren Umgebung in stillgelegten Kartoffelflockenfabriken, Gastwirtschaftssälen oder Kalischächten untergebracht.

9. August

Chronik 1944: 9. August
Die Geschäftsführung fasst den Entschluss, die Auslagerung der Produktion mit aller Kraft voranzutreiben, auch um die Maschinenausstattung zu retten. Die Wahl fällt auf Asphaltgruben der Deutschen Asphalt AG in der Nähe von Eschershausen. Die unter der Tarnbezeichnung Hecht projektierten Ausbauvorhaben übersteigen die Dimensionen des Hauptwerks. Obwohl die Pläne auf ein Zehntel zurückgefahren werden, bleiben die Vorgaben illusorisch. Am 14. September 1944 werden zunächst 250 Häftlinge aus dem Konzentrationslager Buchenwald in ein eigens eingerichtetes Außenlager verlegt, um die erforderlichen Infrastrukturarbeiten zu beschleunigen.

12. September

Chronik 1944: 12. September
Infolge der Beschädigungen des Montagebandes und der auslaufenden Bestellungen endet die Fertigung des Schwimmwagens VW 166 nach 14 276 Einheiten.

13. Oktober

Das Hauptwerk erhält im Rahmen der „Schnellaktion Panzerfaust“ einen Auftrag zur Fertigung von 900 000 Geschossköpfen. Im November erfolgt die Umstellung auf die Fertigung kompletter Panzerfäuste.

23. Oktober

Die staatliche Mittelwerk GmbH übernimmt von der Volkswagenwerk GmbH den Hauptauftrag zur Großserienfertigung der Fi 103. 300 KZ-Häftlinge, die zuvor für die Volkswagenwerk GmbH tätig sein mussten, werden in das für viele tödliche KZ-Hauptlager Mittelbau-Dora überstellt, um dort die Flugbombenfertigung fortzuführen.

31. Dezember

Die Kriegsschäden belaufen sich auf insgesamt 156 Millionen Reichsmark, von denen bis Ende 1944  86 Millionen Reichsmark anerkannt werden. Eine Abschlagszahlung von 70 Millionen Reichsmark bildet den größten Einzeleinnahmeposten.

Statistiken des Jahres

Chronik 1944: Statistiken des Jahres

1945

Werk Wolfsburg

Chronik 1945: Werk Wolfsburg
Amerikanische Truppen besetzen die „Stadt des KdF-Wagens“, befreien die Zwangsarbeiter und errichten im Volkswagenwerk einen Reparaturbetrieb für ihre Militärfahrzeuge. In den beiden Folgemonaten werden aus noch vorhandenen Einzelteilen Fahrzeuge für die US- Armee montiert, die den ehemaligen Inspektionsleiter Rudolf Brörmann zum Werkleiter ernannt hat.

31. März

Das KZ-Außenlager Hecht/Stein in Holzen wird von der SS geräumt. Während die größere Gruppe per Bahn in das Hauptlager Buchenwald gebracht wird, gehen die 350 restlichen Häftlinge über Salzgitter auf Transport nach Bergen-Belsen. Viele kommen bei einem Luftangriff auf den im Bahnhof Celle stehenden Zug und durch Gewaltverbrechen ums Leben.

Aufräumarbeiten

Chronik 1945: Aufräumarbeiten
Die Aufräumarbeiten im Werk ziehen sich lange hin. Eine britische Pioniereinheit unterstützt die Arbeiter sogar mit Bulldozern, dennoch ist auch der Einsatz von Muskelkraft gefordert.

7. April

Chronik 1945: 22. August
Im Vorgriff auf die alliierte Besetzung erfolgt der Abtransport der weiblichen KZ-Häftlinge nach Salzwedel, wo sie am 14. April ihre Befreiung durch amerikanische Truppen erleben. Die in das Konzentrationslager Wöbbelin bei Ludwigslust gebrachten Männer des KZ-Außenlagers am Laagberg werden erst am 2. Mai 1945 befreit.

Wolfsburg Motor Works

Chronik 1945: Wolfsburg Motor Works
Die Zuständigkeit für das Volkswagenwerk geht auf die britische Militärregierung über, die das Unternehmen gemäß Kontrollratsgesetz Nr. 52 beschlagnahmt hat und bis zur Übergabe in deutsche Hand treuhänderisch verwaltet.

10. April

Mit der Fertigung der letzten 50 Kübelwagen endet die 66 285 Fahrzeuge umfassende Kraftfahrzeugfertigung des Krieges. Im Januar 1945 wird mit 2 092 VW 82 nochmals eine erstaunlich hohe Produktionszahl erreicht, die in den Folgemonaten auf  850, 994 und 393 Kübelwagen zurückgeht.

Ivan Hirst

Chronik 1945: 31. Dezember
Die britische Militärregierung beauftragt das Volkwagenwerk mit der Produktion von 20.000 Volkswagen Limousinen, um ihren durch Besatzungsaufgaben gewachsenen Transportbedarf zu decken. Das Volkswagenwerk wird zum britischen Regiebetrieb, Major Ivan Hirst zum leitenden Werksoffizier.

Protokoll der 1. Betriebsvertretung

Chronik 1945: Statistiken des Jahres
Die Anfang November aus demokratischen Wahlen hervorgegangene Betriebsvertretung tritt zu ihrer konstituierenden Sitzung zusammen. Sie ersetzt den bereits im Sommer 1945 gebildeten provisorischen Betriebsrat.

Karosserierohbau

Chronik 1945: Karosserierohbau
Die Mangelwirtschaft verzögert den Anlauf der Serienfertigung. Es fehlen im Volkswagenwerk Arbeitskräfte, Materialien sowie Nahrungsmittel und Unterkünfte für die Belegschaft. Die britischen Treuhänder improvisieren und lassen - zumeist in Handarbeit - auf noch vorhandene Fahrgestelle des Kübelwagens Karosserien der Limousine setzen.

Käfer-Hochzeit

Chronik 1945: Käfer-Hochzeit
Unter britischem Befehl läuft die Serienproduktion der Volkswagen Limousine an. Bis Jahresende werden insgesamt 55 Exemplare gebaut.

Vorwerk Braunschweig

Chronik 1945: Vorwerk Braunschweig
Auf Anordnung der britischen Militärregierung wird das Vorwerk in Braunschweig in den Fertigungsprozess des Volkswagenwerks reintegriert. Für die Serienproduktion in Wolfsburg stellt es Spezialschweißmaschinen, Werkzeuge, Vorrichtungen sowie Vergaser, Kupplungen, Stoßdämpfer und Benzinpumpen her. Dank britischer Unterstützung bei der Materialbeschaffung ersetzt die Eigenfertigung teilweise die durch Kriegsschäden und Zwangsbewirtschaftung stark eingeschränkte Produktion der Zulieferindustrie. Die dortige Belegschaft steigt von 218 Lohn- und 58 Gehaltsempfängern im Dezember 1945 auf 529 Arbeiter und 68 Angestellte im Dezember 1949.

Statistiken des Jahres

Chronik 1945: Statistiken des Jahres
Die angegebenen Verbrauchs- und Emissionswerte beziehen sich nicht auf ein einzelnes Fahrzeug und sind nicht Bestandteil des Angebots, sondern dienen allein Vergleichszwecken zwischen den verschiedenen Fahrzeugtypen. Zusatzausstattungen und Zubehör (Anbauteile, Reifenformat usw.) können relevante Fahrzeugparameter, wie z. B. Gewicht, Rollwiderstand und Aerodynamik verändern und neben Witterungs- und Verkehrsbedingungen sowie dem individuellen Fahrverhalten den Kraftstoffverbrauch, den Stromverbrauch, die CO2-Emissionen und die Fahrleistungswerte eines Fahrzeugs beeinflussen. Weitere Informationen zum offiziellen Kraftstoffverbrauch und den offiziellen spezifischen CO2-Emissionen neuer Personenkraftwagen können dem „Leitfaden über den Kraftstoffverbrauch, die CO2-Emissionen und den Stromverbrauch neuer Personenkraftwagen“ entnommen werden, der an allen Verkaufsstellen und bei der DAT Deutsche Automobil Treuhand GmbH, Hellmuth-Hirth-Str. 1, D-73760 Ostfildern oder unter www.dat.de/co2 erhältlich ist.