Mobilitätslösungen für Personen und Waren im urbanen Raum werden der erste Anwendungsfall für das SDS der Volkswagen Autonomy GmbH sein. Erst im Juli hatte der Volkswagen Konzern eine engere Zusammenarbeit auf dem Gebiet des Autonomen Fahrens mit Ford bekanntgegeben. Sie beinhaltet – vorbehaltlich behördlicher Zustimmung – eine Beteiligung an der auf Softwareplattformen für autonomes Fahren spezialisierte Firma ARGO AI. Diese und die VWAT werden eng an der Realisierung des selbstfahrenden Systems (SDS) zusammenarbeiten. Die VWAT wird sich bei der Entwicklung des SDS stark auf das Systems Engineering und die Industrialisierung fokussieren. Ziel ist es, perspektivisch ein SDS als Standardmodul für alle Konzernmarken zu etablieren.
„Mit der Volkswagen Autonomy wollen wir ein globales Technologieunternehmen etablieren, in der wir Kompetenzen aus Automobil- und der Technologieindustrie bündeln, um agiles und kreatives Arbeiten in einer High-Performance Kultur mit Prozessorientierung und Skalierfähigkeit zu kombinieren“, sagte Alexander Hitzinger. „Weiterhin werden wir die Synergien über alle Konzernmarken hinweg nutzen, um die Kosten für selbstfahrende Fahrzeuge, Hochleistungscomputer und Sensoren zu reduzieren. Etwa Mitte des kommenden Jahrzehnts wollen wir mit der Kommerzialisierung des Autonomen Fahrens in großem Maßstab beginnen.“
Erste Anwendungsfälle sind im gewerblichen Bereich geplant. Dazu wird Volkswagen Nutzfahrzeuge als Leitmarke für Autonomes Fahren sowie für MaaS und TaaS im Konzern entsprechende Special Purpose Vehicles (SPV), etwa Robo-Taxis und -Transporter, entwickeln und bauen. In einem Co-Creation-Ansatz entwickelt die VWAT gemeinsam mit dem Kunden VWN solche Systeme. Die Marke für leichte Nutzfahrzeuge wird damit auch der erste Anwender des SDS von Volkswagen Autonomy sein.
Bis Jahresende werden die in der Volkswagen Konzernforschung bestehenden Ressourcen für Autonomes Fahren in die VWAT GmbH transferiert. 2020 wird neben der GmbH in Deutschland eine weitere Gesellschaft im Silicon Valley gegründet, 2021 zudem eine in China. Mehr als die Hälfte der Mitarbeiter werden in München und Wolfsburg beschäftigt sein.
Die Wahl als weiterer deutscher Standort fiel auf München, da dort bereits die Konzerngesellschaft Autonomous Intelligent Driving GmbH (AID) ihren Sitz hat. Der Standort soll gleichzeitig der europäische Hauptsitz von ARGO AI werden. Das Silicon Valley als weiterer Standort wurde wegen der Nähe zu ARGO AI und zum weltweit führenden Talentpool für Autonomes Fahren gewählt. Außerdem bietet die Gesetzgebung günstige Bedingungen für die Weiterentwicklung des SDS. Ein SDS Entwicklungsstandort in China ist notwendig, um die lokalen gesetzlichen Anforderungen zu erfüllen. Als größtem Markt des Volkswagen Konzerns sowie der hohen Verkehrskomplexität kommt China eine besonders wichtige Rolle zu.
„Das Autonome Fahren stellt die gesamte Branche vor große Herausforderungen: hohe Entwicklungskosten, höchste Ansprüche an Sensorik, dazu fehlende Regulatorik und heterogene regionale Standards,“ erläutert Alexander Hitzinger. „Unser Ziel ist der Aufbau einer agilen, leistungsstarken Entwicklungsmannschaft mit dem Know-how, ein produktfähiges selbstfahrendes System zu realisieren.“
Vor allem das Thema Sicherheit ab Level 4 hat höchste Priorität: Schon heute ist Autofahren durch zahlreiche Assistenz- und Sicherheitssysteme in modernen Fahrzeugen sehr sicher: Im Durchschnitt verursacht ein menschlicher Fahrer alle 600 Millionen Kilometer einen tödlichen Unfall. Selbstfahrende Systeme sollen die Unfallzahlen weiter drastisch reduzieren. Dafür muss das System extrem robust sein. Dies ist nicht nur schwierig zu erreichen, sondern auch eine große Herausforderung bei der Verifizierung.
Neben der operativen Arbeit an der Entwicklung, Verifizierung und Validierung der Systeme wird die VWAT sämtliche Aktivitäten zum Autonomen Fahren ab Level 4 im Volkswagen Konzern steuern und verantworten.