Arno Antlitz, CFO & COO Volkswagen Group: „Wir sind in Summe robust unterwegs und haben auch im dritten Quartal Absatz und Umsatz gesteigert. Nicht zufrieden sein können wir mit unserer Profitabilität, die im dritten Quartal hinter unseren ambitionierten Zielen zurückgeblieben ist. Wir konzentrieren uns jetzt auf die Implementierung des 10-Punkte-Plans und die konsequente Umsetzung unserer markenübergreifenden Performance-Programme.“
Robuste Ergebnisse in den ersten 9 Monaten
Das Operative Ergebnis des Konzerns seit Jahresbeginn ging um 7 Prozent auf 16,2 Milliarden Euro zurück bei einer Operativen Umsatzrendite von 6,9 Prozent (Operatives Ergebnis Q3 2023: 5 Milliarden Euro; +17 Prozent; Operative Umsatzrendite Q3 2023: 6,2 Prozent). Hintergrund für diesen Rückgang waren negative Bewertungseffekte, insbesondere aus Rohstoffsicherungsgeschäften außerhalb des Hedge Accounting, in Höhe von -2,5 Milliarden Euro (2022: +0,8 Milliarden Euro). Um die entsprechenden Bewertungseffekte bereinigt, stieg das Operative Ergebnis in den ersten neun Monaten 2023 um 2 Milliarden auf 18,7 Milliarden Euro. Die entsprechende Operative Umsatzrendite lag mit 8,0 Prozent fast auf Vorjahresniveau.
Im dritten Quartal wirkte sich unter anderem ein deutlicher Volumenanstieg im Bereich Pkw positiv aus. Dem gegenüber standen jedoch Belastungen im Zusammenhang mit dem Produktionsausfall eines Zulieferers infolge der Überschwemmungen in Slowenien sowie höhere Produktkosten, von der insbesondere die Markengruppe Core betroffen war.
Der Netto-Cashflow der ersten neun Monate von 4,9 Milliarden Euro, davon allein 2,5 Milliarden Euro im dritten Quartal, lag trotz Engpässen in den Logistikketten nur leicht unter dem Vorjahr. Zusätzliche Belastungen in Höhe von 1,5 Milliarden Euro ergaben sich im dritten Quartal aus Steuernachzahlungen für frühere Veranlagungszeiträume.
Finanzieller Ausblick für das Geschäftsjahr 2023 aktualisiert
Die Volkswagen AG hat am 20. Oktober 2023 ihre Prognose für das Geschäftsjahr 2023 wie folgt aktualisiert: Das Unternehmen geht weiterhin davon aus, dass die Auslieferungen an Kunden zwischen 9 und 9,5 Millionen Fahrzeugen liegen werden. Für den Konzernumsatz erwartet Volkswagen unverändert einen Anstieg in der Bandbreite von 10 bis 15 Prozent.
Die weitere Entwicklung der Rohstoffmärkte bleibt nicht vorhersagbar. In Bezug auf die Effekte aus Fair-Value-Bewertungen von Sicherungsinstrumenten auf das Operative Ergebnis geht das Unternehmen aus heutiger Sicht nicht mehr davon aus, die in den ersten neun Monaten aufgelaufenen Effekte von -2,5 Milliarden Euro bis zum Jahresende kompensieren zu können. Insofern erwartet das Unternehmen für das Gesamtjahr 2023 nun ein Operatives Ergebnis in der Größenordnung des Vorjahres vor Sondereinflüssen, das bei rund 22,5 Milliarden Euro lag (vorher: Operative Umsatzrendite in der Bandbreite von 7,5 bis 8,5 Prozent). Diese Prognose berücksichtigt die im bisherigen Jahresverlauf aufgelaufenen Effekte aus Fair-Value-Bewertungen von Sicherungsinstrumenten.
Für den Netto-Cashflow des Konzernbereichs Automobile erwartet die Volkswagen AG weiterhin eine deutliche bis starke Steigerung gegenüber dem Vorjahr. Die Nettoliquidität im Konzernbereich Automobile wird 2023 weiterhin zwischen 35 und 40 Milliarden Euro erwartet.
Elektrifizierungsstrategie schreitet voran
Die Auslieferungen von batterieelektrischen Fahrzeugen (BEV) legten in den ersten neun Monaten um 45 Prozent auf 531.500 Fahrzeuge zu. Ihr Anteil an den Gesamtauslieferungen stieg in den ersten neun Monaten auf 7,9 Prozent und lag im dritten Quartal sogar bei 9,0 Prozent. Damit bleibt das Jahresziel von einem Anteil zwischen 8 bis 10 Prozent an den Gesamtauslieferungen fest im Blick. Von Januar bis September blieb Europa mit einem Anstieg von 61 Prozent auf 341.100 Fahrzeuge der wichtigste Wachstumstreiber. In den USA stiegen die BEV-Auslieferungen um 74 Prozent auf 50.300 Einheiten und in China übertrafen sie das Vorjahresniveau mit einem Anstieg von 4 Prozent auf 117.100 Einheiten leicht.
IONWAY, ein Joint Venture zwischen dem Volkswagen-eigenen Batteriehersteller PowerCo und dem belgischen Materialtechnologie-Konzern Umicore, hat den Standort für ihre Fabrik zur Kathodenmaterial-Fertigung bekannt gegeben: Nysa in Polen. IONWAY ist die erste Partnerschaft dieser Art für regionale, transparente und nachhaltige Batteriematerialien. Bis zum Ende des Jahrzehnts wollen die Partner Kathoden- und Vormaterial für 160 Gigawattstunden Zellkapazität pro Jahr produzieren. Das entspricht einer jährlichen Produktionskapazität, die für rund 2,2 Millionen vollelektrische Fahrzeuge ausreicht. Der Kathodenmaterialbedarf der PowerCo-Zellfabrik in Salzgitter zum Produktionsstart 2025 wird durch die bestehenden Produktionskapazitäten von Umicore in Nysa gesichert.
Wettbewerbsfähiges Produktportfolio
Der seit wenigen Wochen bestellbare, vollelektrische ID.7 wurde von einer Jury aus deutschen und internationalen Motorjournalisten zum “German Car of the Year 2024” gewählt. Diese Auszeichnung bestätigt auch die Leistungsfähigkeit des Modularen E-Antriebs-Baukastens (MEB) der Volkswagen Group.
Im September hat Volkswagen erstmals die neue Generation des Tiguan, eines der erfolgreichsten Volkswagen-Modelle der Gegenwart, vorgestellt. Die dritte Generation des SUV-Bestsellers läuft ab Herbst 2023 in Wolfsburg vom Band und kommt im ersten Quartal 2024 in den Handel.
Gleichzeitig hat Volkswagen den Vorverkauf der weiterentwickelten ID.4 und ID.5 gestartet. Als wesentliche Produktupgrades kommen die beiden elektrischen VW-Modelle mit einem neuen Infotainment-System sowie einem neuen Elektroantrieb mit verbesserter Leistung und größerer Reichweite.
Audi brachte im dritten Quartal verschiedene Modelle seiner Q8-Familie auf den Markt. Der SQ8 e-tron ist als neues Top-Modell der vollelektrischen SUV und Crossover auf dem Markt. Demgegenüber stehen der neue Q8 und der neue SQ8. Die SUV-Coupés mit ihren modernen, leistungsstarken TDI- und TFSI-Aggregaten feierten im September 2023 Premiere.
Porsche hat im September 2023 das Hybridangebot der Cayenne-Reihe, das meistverkaufte Modell der Marke, auf insgesamt drei Modelle, , vergrößert. Diese neuen Modelle sind Teil der dritten Generation des erfolgreichen SUV, die durch weitreichende Maßnahmen an Antrieb, Fahrwerk, Design und Ausstattung grundlegend weiterentwickelt wurde.
Konzern macht entscheidende Fortschritte bei Werkbelegungsplan
Die Volkswagen Group hat die Eckpunkte für die Belegung seiner Standorte in Wolfsburg, Hannover, Osnabrück, Zwickau, Ingolstadt, Neckarsulm sowie die Werke Września und Poznań (Polen) und zudem Brüssel (Belgien) frühzeitig und noch vor Beendigung der Planungsrunde abgeschlossen. Diese erhalten damit eine Grundauslastung und wirtschaftliche Perspektive für die kommenden Jahre. Im nächsten Schritt werden im Zuge der Planungsrunde die hierfür notwendigen Budgets definiert und allokiert. Eckpunkte sind die strategische Produktplanung, die Absatz- und Ergebnisplanung sowie die daraus resultierende Belegung der Werke.
Konzernweite Performance-Programme sollen Wettbewerbsfähigkeit aller Marken stärken
Darüber hinaus haben alle Marken des Konzerns ambitionierte Performance-Programme gestartet. Der Konzern will damit eine langfristige Operative Umsatzrendite von rund 10 Prozent absichern. In den nächsten Wochen werden die gefundenen Potenziale von den Marken priorisiert und zügig implementiert. Die Performance-Programme sind ein kontinuierlicher Prozess, um gezielt auf Marktveränderungen reagieren zu können und alle Marken und Markengruppen gegenüber externen Ergebniseinflüssen resilienter zu machen.
Nachhaltigkeit: Responsible Raw Materials Report veröffentlicht und Green Bonds emittiert
Transparenz in den Lieferketten ist ein wichtiges Instrument für mehr Nachhaltigkeit in der Fahrzeugproduktion. Im Juli 2023 veröffentlichte die Volkswagen Group deshalb zum dritten Mal seinen Responsible Raw Materials Report und berichtete damit detailliert über die Fortschritte bei der Transparenz und der Risikominderung in den Rohstofflieferketten. Im Fokus standen die Maßnahmen zur Einhaltung menschenrechtlicher Sorgfaltspflichten und die engere Zusammenarbeit mit Batterielieferanten und deren Zulieferern.
Im dritten Quartal 2023 hat die Volkswagen Group erstmals Green Hybrid Bonds mit einem Volumen von 1,75 Milliarden Euro emittiert. Die Volkswagen Leasing GmbH hat auf Basis des Green Finance Frameworks zudem ihren ersten Green Bond mit einem Volumen von 2 Milliarden Euro auf dem Markt platziert.
Ergebnisse der Markengruppen
Core (Volkswagen, Volkswagen Nutzfahrzeuge, Škoda, SEAT/CUPRA)
Die Umsätze in der Markengruppe Core stiegen in den ersten neun Monaten um 24 Prozent auf 101 Milliarden Euro (Q3 2023: 32,3 Milliarden Euro; +13,9 Prozent). Das Operative Ergebnis von 5 Milliarden Euro wuchs gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 34 Prozent (Q3 2023: 1,2 Milliarden Euro, +11,7 Prozent). Der starke Umsatzanstieg im dritten Quartal schlug sich trotz stabiler Preise aufgrund höherer Produktkosten sowie des ungünstigeren Mix nicht vollumfänglich im Operativen Ergebnis nieder, was zu einer schwächeren Operativen Rendite von 4,9 Prozent führte. Ursache dafür waren unter anderem auch Ergebnisbelastungen infolge eines Produktionsausfalls eines Zulieferers, der im Zusammenhang mit den Überschwemmungen in Slowenien im dritten Quartal stand.
Die negativen Effekte haben sich in den ersten neun Monaten insbesondere in der Operativen Umsatzrendite der Marke Volkswagen von 3,4 Prozent gezeigt (2022: 4,7 Prozent) während Škoda mit 6,4 Prozent (2022: 5,6 Prozent), SEAT/CUPRA mit 4,6 Prozent (2022: -0,1 Prozent) und Volkswagen Nutzfahrzeuge mit 6,0 Prozent (2022: 4,5 Prozent) im Vergleich zum Vorjahresquartal teils deutlich an Profitabilität gewonnen haben.
Progressive (Audi, Lamborghini, Bentley, Ducati)
Die Markengruppe Progressive konnte ihre Umsatzerlöse seit Jahresbeginn um 13 Prozent auf 50 Milliarden Euro steigern (Q3 2023: 16,2 Milliarden Euro, +10,3 Prozent). Die Operative Umsatzrendite erreichte 9,1 Prozent (Q3 2023: 7,4 Prozent). Das Operative Ergebnis belief sich nach drei Quartalen auf 4,6 Milliarden Euro (2022: 6 Milliarden Euro), wobei der Rückgang zu einem Großteil auf negative Bewertungseffekte, insbesondere aus Rohstoffsicherungsgeschäften, in Höhe von 0,9 Milliarden Euro zurückzuführen ist. Die bereinigte Operative Umsatzrendite in den ersten neun Monaten lag bei 10,9 Prozent (2022: 12,8 Prozent).
Sport Luxury (Porsche)
In der Markengruppe Sport Luxury lag die Operative Umsatzrendite von Porsche im Automobilbereich in den ersten neun Monaten mit 18,8 Prozent (Q3 2023: 18,0 Prozent) insgesamt weiter auf hohem Niveau. Das Operative Ergebnis stieg um 9 Prozent (Q3 2023: +7,7 Prozent) aufgrund eines höheren Absatzes sowie positiver Produktmix- und Preiseffekte. Der Netto-Cashflow im Automobilbereich erreichte 3,4 Milliarden Euro.
Trucks (MAN, Scania, Navistar, Volkswagen Truck & Bus)
TRATON steigerte seine Umsatzerlöse im Fahrzeug- und Service-Geschäft um 19 Prozent auf 33 Milliarden Euro (Q3 2023: 11 Milliarden Euro, +6,4 Prozent). Das Umsatzwachstum wurde getrieben durch starke Volumina, ein positives Preis-/Mixverhältnis und Wachstum bei den Fahrzeugdienstleistungen. Das Operative Ergebnis im Fahrzeug- und Service-Geschäft verbesserte sich deutlich auf 2,7 Milliarden Euro (Q3 2023: 0,9 Milliarden Euro). Die Operative Umsatzrendite im Fahrzeug- und Service-Geschäft stieg in den ersten neun Monaten auf 8,0 Prozent (Q3 2023: 7,8 Prozent). Grund hierfür waren vor allem eine verbesserte Fixkosten-Absorption aufgrund höherer Volumina sowie positive Preis- & Mix-Effekte, welche gestiegene höhere Inputkosten kompensierten.
Financial Services
Im Konzernbereich Finanzdienstleistungen wuchs der Umsatz seit Jahresbeginn um 8 Prozent auf 37,6 Milliarden Euro (Q3 2023: 13,4 Milliarden Euro). Das Operative Ergebnis fiel um 40 Prozent auf 2,5 Milliarden Euro (Q3 2023: 0,8 Milliarden Euro). Der Rückgang resultierte im Wesentlichen aus gestiegenen Zinsaufwendungen und einer negativen Wechselkursentwicklung.
CARIAD
CARIAD konnte seinen Umsatz in den ersten neun Monaten um 29 Prozent steigern (Q3 2023: +24 Prozent). Das negative Operative Ergebnis wurde belastet durch die verstärkten Anstrengungen zur Sicherung anstehender Softwareeinführungen. Negativer operativer Cashflow von ca. 2,5 Milliarden Euro wurde teilweise kompensiert durch eine konzerninterne Steuerrückerstattung von 1 Milliarde Euro.