CEO Herbert Diess sagte auf der Jahrespressekonferenz in Wolfsburg:
„Der Krieg in der Ukraine ist dramatisch und verursacht menschliche Tragödien und wirtschaftliche Verwerfungen, von denen wir dachten, wir hätten sie nach Jahren des Multilateralismus und der Diplomatie hinter uns gelassen. Volkswagen hat seine Resilienz in den vergangenen Jahren unter Beweis gestellt und wird auch diese Krise bewältigen. Dabei werden wir die Umsetzung unserer NEW AUTO Strategie, die uns in die emissionsfreie und autonome Zukunft der Mobilität führen wird, fest im Blick behalten.“
Starke Regionen: Trendwende in Nord- und Südamerika, führende Marktposition in China
Die Geschäftsentwicklung des Volkswagen Konzerns verzeichnete 2021 über alle Regionen hinweg deutliche Fortschritte. Ausschlaggebend dafür waren die globale Aufstellung in Verbindung mit den richtigen lokalen Strategien und dem jeweils passenden Produktmix.
In Nordamerika kehrte die Marke Volkswagen nach einigen Jahren in allen drei Märkten – Kanada, USA und Mexiko – wieder in die Gewinnzone zurück. Das aktualisierte Modellportfolio mit fünf SUVs, einschließlich des vollelektrischen ID.4 wurde gut aufgenommen. Diese Modelle erzielten mehr als 75 Prozent des US-Absatzes (375.030 Fahrzeuge). Der gerade vorgestellte batteriebetriebene ID. Buzz wird der emotionale Treiber für das Wiederaufleben der Marke in dieser Region.
Auch in Südamerika gelang der Marke Volkswagen ein Turnaround. Die konsequente Orientierung an den Kundenwünschen mit neuen Modellen wie dem Taos und dem Nivus schufen die Grundlage für das Erreichen der Gewinnzone und eines positiven Netto-Cash-flows.
In Europa zahlte sich weiterhin die frühe Entscheidung des Konzerns aus, mit der größten E-Offensive der Branche auf Elektromobilität zu setzen. Hier war das Unternehmen 2021 Marktführer – jedes vierte batterieelektrische Fahrzeug kam aus dem Volkswagen Konzern. Basierend auf vorläufigen Zahlen übererfüllte der Konzern damit seinen CO2-Flottengrenzwert in der Europäischen Union einschließlich Norwegen und Island.
In China, dem wichtigsten Wachstumsmarkt weltweit, ist der Konzern nach wie vor sehr profitabel und in einer starken Marktposition. Mit einem Marktanteil von 16 Prozent ist das Unternehmen nahezu doppelt so groß wie der zweitgrößte Wettbewerber. Die erfolgreichste Marke ist Volkswagen mit einem Marktanteil von 11 Prozent. Porsche, Bentley und Lamborghini erzielten Rekordabsätze. Der Konzern hätte 2021 deutlich mehr Fahrzeuge verkaufen können, konnte die hohe Nachfrage aufgrund der Halbleiterknappheit aber nicht bedienen.
Erfolgreicher BEV-Hochlauf: Nr. 1 in Europa, Nr. 2 in den USA, China-Volumen mehr als vervierfacht
Der Volkswagen Konzern hat im vergangenen Jahr den Hochlauf der E-Mobilität weiter beschleunigt. Die Auslieferungen von batterieelektrischen Fahrzeugen (BEV) haben sich 2021 mit mehr als 450.000 Fahrzeugen nahezu verdoppelt. Damit war das Unternehmen in diesem Segment die Nummer 1 in Europa und die Nummer 2 in den USA. In beiden Märkten erreichte der Volkswagen Konzern im BEV-Markt einen höheren Marktanteil als im Gesamtmarkt. Die BEV-Auslieferungen in China haben sich mit 93.000 Fahrzeugen mehr als vervierfacht. Ein neues Vertriebskonzept, das auf jüngere Kunden ausgerichtet ist und unter anderem 120 Pop-up-Stores in chinesischen Einkaufszentren umfasst, hat die Voraussetzungen dafür geschaffen, den BEV-Absatz im größten Einzelmarkt des Volkswagen Konzerns dieses Jahr mindestens zu verdoppeln.
Der neue ikonische ID. Buzz, den die Marke Volkswagen vergangene Woche vorgestellt hat, wird der E-Offensive zusätzliche Dynamik verleihen. Diese Ikone ist nicht nur vollelektrisch, sondern wird in Zukunft auch bei autonomen Mobilitätskonzepten wie Ridepooling zum Einsatz kommen.
Solide finanzielle Performance: Resilienz des Geschäftsmodells weiter gesteigert
Die Eckdaten des Konzerns zum abgelaufenen Geschäftsjahr und einen Ausblick auf 2022 hatte Volkswagen bereits vergangene Woche bekannt gegeben. Im heute veröffentlichten Geschäftsbericht werden die detaillierten Zahlen zur Geschäftsentwicklung der Marken und Regionen dargelegt.
Der Absatz war gegenüber Vorjahr um 6 Prozent rückläufig, der Umsatz hingegen stieg um 12 Prozent auf 250,2 Milliarden Euro. Das operative Ergebnis vor Sondereinflüssen verdoppelte sich im Vergleich zu 2020 nahezu und erreichte mit 20,0 Milliarden Euro ein solides Niveau. Die operative Umsatzrendite vor Sondereinflüssen stieg ebenfalls von 4,8 Prozent im Vorjahr auf 8,0 Prozent. Verbesserungen bei Produktmix und Preisgestaltung sowie reduzierte Gemeinkosten waren die Schlüssel für diese finanzielle Performance.
Disziplin bei Sachinvestitionen, der Fokus auf das Working Capital und der positive Beitrag des operativen Geschäfts des Konzerns führten zu einem bereinigten Netto-Cashflow im Automobilbereich in Höhe von 15,5 Milliarden Euro, was einer Steigerung um 5,5 Milliarden Euro gegenüber dem Vorjahr entspricht. Die Netto-Liquidität stand Ende 2021 bei 26,7 Milliarden Euro.
Darüber hinaus hat Volkswagen letztes Jahr ein Gemeinkosten-Programm zur Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit und zur Finanzierung seiner ambitionierten Transformation in Richtung Elektrifizierung und Digitalisierung ins Leben gerufen. Das Ziel einer Reduzierung der Gemeinkosten um 10 Prozent (ohne F&E und Sachinvestitionen) bis 2023 wurde bereits erreicht. Dieser wichtige Meilenstein führt im Vergleich zu 2019 zu einer Kostenentlastung von 4 Milliarden Euro.
Arno Antlitz, CFO des Volkswagen Konzerns, sagte: „Der Volkswagen Konzern ist 2021 robuster geworden und erzielte trotz herausfordernder Rahmenbedingungen durch die Halbleiterknappheit solide Ergebnisse und Cashflows. Zu dieser Performance trugen alle unsere Marken und Regionen bei. In Nord- und Südamerika gelangen uns mit der Marke Volkswagen wichtige Turnarounds und insbesondere unsere Premiummarken und der Bereich Financial Services leisteten wichtige Beiträge. Diese Erfolge stimmen uns zuversichtlich, unsere Transformation zu NEW AUTO auch in diesen schwierigen Zeiten robust finanzieren zu können.“
Fortschritt bei der Strategie NEW AUTO: Wichtige Meilensteine bei allen vier Plattformen
Mit der im vergangenen Juli vorgestellten NEW AUTO Strategie will sich der Volkswagen Konzern mit vier weltweit führenden Technologieplattformen, die modernste Technologie und beispiellose Skaleneffekte bieten, zukünftige Profitpools erschließen. Bei allen vier Plattformen erzielte der Konzern 2021 große Fortschritte.
Herbert Diess, Vorstandsvorsitzender des Volkswagen Konzerns, erklärte anlässlich der Bilanzvorlage für das Geschäftsjahr 2021: „Im vergangenen Juli haben wir die NEW AUTO Strategie vorgestellt, mit der wir uns bis 2030 zu einem nachhaltigen und softwaregetriebenen Mobilitätsanbieter entwickeln wollen. Weniger als ein Jahr später haben wir bei allen vier strategischen Plattformen bereits wichtige Meilensteine erreicht. Wir sind voll auf Kurs, um künftige Profitpools zu erschließen, und fest entschlossen, die Zukunft der Mobilität zu gestalten.“
Bei der Mechatronik-Plattform ist der aktuelle modulare E-Antriebs-Baukasten (MEB) dem Ziel einen Schritt näher gekommen, zum Branchenstandard für E-Mobilität zu werden. Die Zusammenarbeit mit Ford wurde auf ein weiteres BEV-Modell auf der Basis des MEB ausgeweitet; damit verdoppelt sich Fords MEB-Volumen auf 1,2 Millionen Fahrzeuge über 6 Jahre.
Für die Konzernzentrale in Wolfsburg wurden wegweisende Entscheidungen getroffen.
Trinity, das erste Modell der Marke Volkswagen auf Basis der SSP (Scalable Systems Platform), wird in einem für 2 Milliarden Euro neu errichteten, prozessoptimierten Werk in der Nähe des Stammsitzes produziert werden. Dort werden innovativste Produktionsmethoden zum Einsatz kommen, zudem wird das Werk bilanziell CO2-neutral sein. Damit wird es zur Referenz für die allmähliche Umstellung der Produktion im Wolfsburger Stammwerk und an allen anderen Volkswagen Standorten.
Darüber hinaus entsteht für die Entwicklung der SSP für 800 Millionen Euro ein neues Forschungs- und Entwicklungszentrum. Die SSP wird künftig die einzige Konzern-Plattform sein – sie ist auf elektrische und autonome Mobilität ausgelegt.
Die Software-Plattform wurde mit neuen Mitgliedern des CARIAD-Managementteams weiter gestärkt. CARIAD konzentriert sich für die nächste Wachstumsphase jetzt noch stärker auf organisches Wachstum und M&A. Das Unternehmen hat bereits die Kamera-Software-Sparte von Hella erfolgreich integriert und ist mit BOSCH eine Partnerschaft im Bereich automatisiertes Fahren der Stufe 3 eingegangen. 2022 geht CARIAD in die USA und nach China. Damit kann der Volkswagen Konzern seine
Software-Entwicklung auf die Bedürfnisse der einzelnen Märkte rund um den Globus zuschneiden und die Prozesse weiter beschleunigen.
Kunden können die Software-Lösungen von CARIAD schon heute erleben. Seit Herbst stellt CARIAD „Over the Air“-Updates und neue Funktionen für Fahrzeuge bereit. Der Konzern hat bereits mehr als 56.000 solcher Updates durchgeführt. Im Lauf des Jahres 2022 kommt ein Software-Update mit dem neu aktualisierten Travel Assist 2.5, Plug & Charge, Multi-Stop-Routenplanung und einer aktualisierten Sprachsteuerung. Der Volkswagen Travel Assist ist bereits das leistungsstärkste Fahrerassistenzsystem in Europa und wird durch die Kooperation mit Mobileye noch besser.
Darüber hinaus ist CARIAD mit der Vorbereitung der für 2025 geplanten einheitlichen Softwareplattform 2.0 für alle Marken des Volkswagen Konzerns voll auf Kurs. Ein MVP (Minimum Viable Product), also eine erste Version mit den wichtigsten Funktionen, wurde bereits erfolgreich entwickelt. Noch nie wurde eine grundlegende Software-Architektur vier Jahre vor Produktionsstart getestet und abgeschlossen. Dies ist ein völlig neuer Ansatz für die Software-zentrierte Fahrzeugentwicklung.
Die dritte Plattform dreht sich um das Thema Batterie & Laden. Da Laden eine der Grundvoraussetzungen der E-Mobilität ist, arbeitet der Volkswagen Konzern an einem Ladenetz, das sich über ganz Europa, die USA und China erstreckt.
Insgesamt 45.000 High Power Charging-Ladepunkte (HPC) sind bis 2025 geplant. Rund 10.000 davon sind bereits am Netz, und zahlreiche weitere gehen dieses Jahr in Betrieb. In Europa wurde ein Joint Venture mit Enel gegründet, und die Kooperation mit BP nimmt mit den ersten HPC-Ladepunkten ebenfalls schon bald den Betrieb auf. In China wird das Lade-Joint-Venture des Konzerns CAMS kontinuierlich ausgebaut. In den USA hat Electrify America einen neuen zusätzlichen Ausbauplan gestartet und strebt bis 2025 10.000 HPC-Ladepunkte an.
Eine führende Plattform für Mobilitätslösungen aufzubauen, ist ein weiterer Eckpfeiler der NEW AUTO Strategie. Der Konzern gab im vergangenen Jahr zusammen mit Partnern ein Übernahmeangebot für Europcar als zentrales Element der Plattform ab. Mit dem Abschluss der Transaktion wird im zweiten Quartal 2022 gerechnet.
Autonome Shuttle-Services werden ebenfalls ein integraler Bestandteil dieses Mobilitätsportfolios sein. Der neue ID. Buzz wird hier eine wichtige Rolle spielen. Mit Software von ARGO AI werden die autonomen Fahrfunktionen des ID. Buzz AD in München bereits auf der Straße getestet. In den USA sollen diese Tests 2023 beginnen. Das Ziel ist, in Hamburg 2025 mit kommerziellen AD-Ridepooling-Services an den Start zu gehen.