Mit der Entscheidung für Jost Othmer zeichnet der Ivan-Hirst-Preis in diesem Jahr eine technikhistorische Arbeit mit tagesaktuellem Thema aus. Die Masterarbeit „Die Einführung des Computers in der Produktion bei VW am Beispiel der NC-Werkzeugmaschinen in den 1960er- und 1970er-Jahren“ zeigt auf, welchen Beitrag zur Effizienzsteigerung diese ersten universell nutzbaren und von Computern angesteuerten Maschinen leisten konnten. Der besondere Fokus der Arbeit richtet sich aber auf die Konsequenzen für die betroffene Belegschaft und ihre Aufgaben.
Jost Othmer, hat Geschichte und Germanistik an der TU Braunschweig studiert. Für seine mit dem Ivan-Hirst-Preis ausgezeichnete Abschlussarbeit zum Master of Education hatte er von Januar bis Mai dieses Jahres im Konzernarchiv in Wolfsburg recherchiert. Diese Zeit hat Othmer in bester Erinnerung: „Als Historiker war ich mit der Recherche in Unterlagen aus Archiven vertraut. Aber ein Unternehmensarchiv wie das Konzernarchiv der Volkswagen AG bietet andere Möglichkeiten. Hier konnte ich Einblick in für mich ganz neue Gattungen von Archivalien gewinnen. Zum Beispiel habe ich Einsicht in Vorstandspräsentationen und Gesprächsnotizen nehmen können. Ich habe Erfahrungen und Erkenntnisse mitgenommen, die meine wissenschaftliche Arbeit und auch mich persönlich weitergebracht haben“, so der Preisträger.
Dr. Ulrike Gutzmann, Leiterin des Konzernarchivs, würdigt Othmers wissenschaftlichen Beitrag für das Unternehmen und sagt zur Verleihung des diesjährigen Ivan-Hirst-Preises:„Die Beschäftigung mit den Anfängen der Automatisierung und Digitalisierung ist ein aktuelles Forschungsfeld, das Herr Othmer konzentriert und planvoll angegangen ist. Die Auswahl eines abgegrenzten Untersuchungsbereichs, dem Volkswagen Werk Braunschweig, das sich in den auch damals bereits global agierenden Volkswagen Konzern einfügt, folgte pragmatischen Überlegungen, denn die Quellenbasis im Konzernarchiv war vergleichsweise gut. Zur Vorbereitung und Recherche hat Herr Othmer intensiv Archivalien aus dem Konzernarchiv der Volkswagen Aktiengesellschaft genutzt. Das Arbeitsergebnis hat uns überzeugt, weshalb wir Herrn Othmer für seine Masterarbeit den Ivan-Hirst-Preis 2024 verleihen.“
Anlässlich der Preisverleihung präsentierte Jost Othmer seine Arbeit im Rahmen eines Vortrags vor interessierten Kolleginnen und Kollegen aus den Standorten Brauschweig und Wolfsburg. Der Preisträger gewährte eindrucksvolle Einblicke in die spannende und wegweisende Phase der Anfänge von Automatisierung und Digitalisierung in der Fertigung.
Der Ivan-Hirst-Preis wird seit dem Jahr 2000 vom Konzernarchiv der Volkswagen Aktiengesellschaft verliehen und richtet sich an Nachwuchswissenschaftler, die sich in besonderer Weise mit der Unternehmensgeschichte von Volkswagen auseinandergesetzt haben.
Der Namensgeber Ivan Hirst hatte als Senior Resident Officer der britischen Militärregierung in den Jahren zwischen 1945 und 1949 maßgeblich dabei mitgewirkt, die Weichen für die rasante Entwicklung der Volkswagenwerk GmbH im Wirtschaftswunder zu stellen. Sein Engagement galt dabei gleichermaßen den produktionstechnischen und betriebswirtschaftlichen wie den sozialen und politischen Rahmenbedingungen.