Ducati verzeichnete im Jahr der Übernahme die wirtschaftlich erfolgreichste Bilanz der Firmengeschichte. Mit mehr als 44 000 Motorrädern und einem Umsatz von rund 480 Millionen Euro erzielte der Sportmotorradhersteller aus dem Vorort von Bologna 2012 einen Auslieferungsrekord, der wesentlich auf dem erstarkten US-Geschäft beruhte. Zuvor hatte die Marke, die in Italien wegen der Vorliebe für Rot auch „La Rossa“ genannt wird, Kosten gesenkt, die Modellpalette aufgefächert und mit einem Werk in Thailand künftiges Wachstum in Asien vorbereitet. Unter dem Dach des Volkswagen Konzerns wird Ducati als eigenständige Marke in der Audi AG ihre Marktposition bei den sportlichen Motorrädern ausbauen und ihr Know-how im Leichtbau und der Motorenentwicklung entfalten.
Die charakteristische Klangfarbe der roten Rennmaschinen entspringt den Ducati-Zweizylindermotoren, deren Ventile kontrolliert geöffnet und geschlossen werden. Diese als Desmodromik bekannt gewordene Technik, die Leistungsverluste im hohen Drehzahlbereich verhindert, stammt aus dem Autorennsport und wurde von Ducati erstmals 1956 in der 125 Desmo eingesetzt. Das Kunstwort Desmodromik entlehnt sich dem Altgriechischen und zielt nicht nur auf die Ventiltechnik, sondern auch auf den Rennsport als Einsatzgebiet ab. Ducati begründete damit seinen weltweiten Ruf als sportliche Marke, setzten sich doch Ducatis mit Desmodromik nach 1956 im Renngeschehen erfolgreich von der starken Konkurrenz ab. Seit 1968 wird die Technik auch für die Serienmotorräder der Marke verwendet. Trotz seiner erfolgreichen Technik- und Rennsportgeschichte durchlebte Ducati zugleich eine wechselvolle Eigentümergeschichte.
Der Ursprung des heutigen Unternehmens geht auf ein Start-up der Brüder Adriano, Bruno und Marcello Ducati mit weiteren Investoren in Bologna zurück. Die am 4. Juli 1926 gegründete Società Scientifica Radio Brevetti Ducati mit Sitz in der Via Collegio di Spagna 9 in der Altstadt von Bologna produzierte auf der Basis eines vom ältesten Bruder gehaltenen Patents Kondensatoren für Radios. Bereits als Physikstudent hatte dieser mit Funkexperimenten über Kurzwelle von sich Reden gemacht. Ein erster bedeutender Großauftrag für den argentinischen Markt wurde im Herbst 1926 noch in den Kellerräumen des elterlichen Wohnhauses, der Villa Lydia, in der Viale Guidotti 51 in Bologna erledigt.
Zehn Jahre später verfügte die Firma bereits über eine Fabrik auf zwölf Hektar Gewerbegrund am westlichen Stadtrand von Bologna, in Borgo Panigale, wo bis heute der Firmensitz ist. Nach der Grundsteinlegung am 1. Juni 1935 wuchs die Firma rasant und baute sowohl Kondensatoren als auch Radios. 3 500 Mitarbeiter arbeiteten am neuen Standort, der als fortschrittlicher Firmencampus mit Kantinen, Küchen, Freizeitmöglichkeiten und Gesundheitsversorgung ausgestattet war. Ducati weitete in der Vorkriegszeit die Produktion aus und verdoppelte die Belegschaft, um ab 1938 neben Radios auch Kameras, optische Linsen, Registrierkassen und elektrische Rasierer zu fertigen. Verkaufsbüros in London, Paris, New York, Sydney und Caracas unterstrichen die Exportorientierung.
Im April 1939 stellte Ducati jedoch auf Geheiß des faschistischen Regimes auf Rüstungsproduktion um, sodass die Mitarbeiter Waffen fertigten, aber auch Kondensatoren und optisches Gerät für das Militär lieferten. Ein massiver Bombenangriff der Alliierten zerstörte am 12.Oktober 1944 große Teile des Ducati Werks.
Noch im Mai 1945 begann der Wiederauf bau der zerstörten Fabrik als Familienbetrieb. Die Absatzmärkte für Kondensatoren, Radios und Kameras waren jedoch zusammengebrochen. Ducati schwenkte auf Produkte wie Brillengläser, Radnaben für Fahrräder oder Dynamos um. Die Fabrik wuchs bis 1947 auf Vorkriegsniveau und hatte bis zu 4 500 Mitarbeiter. Die rasche Expansion war aber mit einer ebenso raschen Verschuldung erkauft worden, was schließlich in die Zahlungsunfähigkeit und zur Verstaatlichung führte. Ducati wurde in die zwei Hauptproduktionsbereiche Optik und Mechanik aufgetrennt, aus denen 1954 am Standort Borgo Panigale die Firma Ducati Meccanica hervorging.
Dass Ducati als Unternehmen überlebte und sich als Motorradhersteller etablierte, resultierte vor allem aus der Einbindung der Società Scientifica Radio Brevetti Ducati in die Fertigung eines von der Società Italiana Applicazioni Tecniche Auto-Aviatorie (SIATA) entwickelten ViertaktHilfsmotors mit Zweiganggetriebe. Mit dem bereits im Krieg entworfenen Motor sollte das im Italien der Nachkriegszeit wichtigste Transportmittel, das Fahrrad, auf Touren gebracht werden. Ausgestattet mit einem kleinen Hilfsmotor, der über die Fahrradkette für Schwung sorgte, wurde aus dem Fahrrad ein ebenso einfaches wie rasantes Fortbewegungsmittel – das Mofa. Der kleine, aber effektive Motor Cucciolo (ital.: Welpe, Hündchen; auch Neuling, Grünschnabel) für dieses Motor-Fahrrad wurde von Mai 1945 an in Turin produziert. Die SIATA stieß aber an die Grenzen der eigenen Produktionskapazitäten und verabredete im März 1946 mit Ducati die Fertigung der kleinen Motoren. Im September 1946 stellten die Ducati Techniker auf der Mailänder Messe eine leistungsgesteigerte Version des Cucciolo vor. 1948 ging in Borgo Panigale der erste komplett von Ducati entworfene Cucciolo-Motor in Produktion, mit dem Rennfahrer auf den populären Straßenrennen Italiens reihenweise Siege einfuhren.