Herbert Diess, Vorstandsvorsitzender der Volkswagen Aktiengesellschaft, erklärte dazu anlässlich der Bilanzvorlage für das abgelaufene Geschäftsjahr: „Elektrifizierung und Digitalisierung verändern das Auto schneller und radikaler als je zuvor. Für beide Themen sind Skaleneffekte absolut entscheidend. Mit unserer Plattform-Roadmap werden wir das volle Potenzial unseres Konzernverbunds noch besser ausschöpfen. Wir bündeln die Kräfte unserer starken Marken und können so Zukunftstechnologien noch schneller skalieren und für möglichst viele Menschen verfügbar machen.“
Mit dem Modularen E-Antriebs-Baukasten (MEB) verfügt Volkswagen bereits heute über eine der leistungsfähigsten reinen Elektro-Plattformen der Industrie. Diese wird mit der Produktion in Europa, China und USA weltweit skaliert. Bis 2022 sollen konzernweit 27 Modelle auf Basis des MEB angeboten werden. Bereits im nächsten Jahr bringt der Konzern zudem erste Fahrzeuge auf Basis der Premium Platform Electric (PPE) mit mehr Beschleunigung, höheren Reichweiten und kürzeren Ladezeiten. Bis Mitte des Jahrzehnts will der Konzern mit der Scalable Systems Platform (SSP) die nächste Generation einer rein-elektrischen, voll-digitalen und hochskalierbaren Fahrzeugplattform entwickeln, auf der dann Modelle aller Marken und Segmente gebaut werden können.
Auch beim Thema Konnektivität und Software im Fahrzeug strebt Volkswagen in den kommenden Jahren Synergieeffekte über alle Marken an. Die Grundlagen dafür liefert die 2020 gegründete Car.Software-Org. mit dem Betriebssystem VW.OS. Version 1.2 folgt mit der PPE. Mit der SSP soll dann Version 2.0 konzernweit ausgerollt werden. Bis dahin soll der Anteil selbstentwickelter Software im Fahrzeug von heute 10 Prozent auf 60 Prozent steigen. Die Car.Software-Org. entwickelt auch die technischen Grundlagen für das autonome Fahren sowie für datenbasierte Geschäftsmodelle und neue Mobilitätsdienste.
Darüber hinaus verfolgt Volkswagen ebenso für Batterie und Laden eine Plattform-Strategie. So wird der Konzern beginnend ab 2023 eine Einheitszelle einführen und weltweit skalieren. Bis 2030 soll die Einheitszelle markenübergreifend in rund 80 Prozent aller E-Fahrzeuge des Konzerns verbaut werden. Die Kosten für Batteriezellen wird Volkswagen im Einstiegssegment so um bis zu 50 Prozent reduzieren, im Volumensegment um bis zu 30 Prozent. Um den Bedarf an Batteriezellen abzusichern, plant Volkswagen gemeinsam mit Partnern bis Ende des Jahrzehnts in Europa sechs Zellfabriken mit einer Gesamtkapazität von 240 Gigawattstunden aufzubauen. Auch den Ausbau des öffentlichen Schnellladenetzes treibt der Konzern in Europa, China und den USA weiter voran.
Das vierte Element der neuen Plattform-Roadmap besteht aus Mobilitäts- und anderen Dienstleistungen. Hierunter fallen unter anderem der Ridepooling-Service MOIA, das Carsharing-Angebot WeShare oder flexible Abo-Angebote der Volkswagen Bank. Mit der Entwicklung der Dienstleistungsangebot eignet sich Volkswagen Systemkompetenzen an, um sie gegebenenfalls mit Partnern weiterzuentwickeln.
Herbert Diess: „Auch in der neuen Welt der Mobilität wird Volkswagen der Plattform-Champion sein. Unsere Roadmap definiert dafür einen klaren Fahrplan. So beschleunigen wir unsere Transformation zum software-getriebenen Mobilitätskonzern. Diesen Weg beschreiten wir mit dem neu besetzten Vorstand kraftvoll und auf einer soliden finanziellen Grundlage. Das gute Abschneiden im Krisenjahr 2020 gibt uns dafür zusätzlichen Rückenwind.“
Rückblick: Geschäftsjahr 2020 trotz Herausforderungen durch Covid-19 erfolgreich abgeschlossen
Die Eckdaten des Konzerns zum abgelaufenen Geschäftsjahr und einen Ausblick auf 2021 hatte Volkswagen bereits Ende Februar bekannt gegeben. Im heute veröffentlichten Geschäftsbericht werden die detaillierten Zahlen zur Geschäftsentwicklung der Marken und Regionen dargelegt.
Frank Witter, Konzernvorstand Finanzen und IT, erklärte: „Im Jahr 2020 hat der Volkswagen Konzern erneut seine Robustheit unter Beweis gestellt, trotz der andauernden Herausforderungen durch die Covid-19-Pandemie. Mit einem operativen Ergebnis vor Sondereinflüssen von über 10 Milliarden Euro haben wir die Erwartungen aus der ersten Hochphase der Pandemie im Frühjahr 2020 deutlich übertroffen. Wir sind sehr zufrieden, dass der Volkswagen Konzern trotz der Pandemie sein strategisches Ziel von über 10 Milliarden Euro Clean Cash Flow in 2020 erreicht hat.“
Der größte Einzelmarkt China erholte sich schnell und erwies sich als Stabilitätsanker in der Krise. Alle vertretenen Marken des Konzerns konnten dort positive Ergebnisse erzielen. In Südamerika konnte das Unternehmen seinen Marktanteil auf einen neuen Rekordwert von über 14 Prozent steigern. Hier erwartet der Konzern im laufenden Geschäftsjahr die Rückkehr in die Gewinnzone. In Nordamerika erlebt Volkswagen fünf Jahre nach der Dieselkrise mit einer Vielzahl neuer, auf den US-Markt zugeschnittener Modelle ein Comeback. In Europa stieg vor allem der Absatz von E-Autos mit der Markteinführung des ID.3 stark an. Der Anteil elektrifizierter Fahrzeuge an den Auslieferungen in Westeuropa erhöhte sich auf 10,5 Prozent (2019: 1,9 Prozent). Damit belegt der Volkswagen Konzern im reinen Elektro-Segment in Westeuropa den Spitzenplatz mit einem Anteil von rund 25 Prozent.
Trotz der so erzielten deutlichen Fortschritte bei der Reduktion seiner CO2-Flottenemissionen in Europa hat der Konzern den Zielwert des mit weiteren Partnern gebildeten Pools knapp um rund 0,8 g/km verfehlt. Dieser Wert basiert auf aktualisierten Berechnungen gegenüber dem im Januar kommunizierten vorläufigen Stand. Finale Ergebnisse werden durch die EU im weiteren Jahresverlauf bekannt gegeben. Im laufenden Jahr erwartet der Konzern, das CO2-Ziel in Europa aufgrund des deutlich steigenden Anteils elektrifizierter Fahrzeuge zu erreichen.
Auslieferung von 1 Million elektrifizierter Fahrzeuge im laufenden Jahr geplant
Die große E-Offensive von Volkswagen greift. 2020 hat der Konzern den Absatz rein-elektrischer Fahrzeuge mehr als verdreifacht. Bis spätestens 2025 will der Konzern Weltmarktführer für E-Mobilität werden. Dazu plant das Unternehmen in den nächsten fünf Jahren Investitionen in Höhe von rund 46 Milliarden Euro in die Elektromobilität und die Hybridisierung seiner Flotte. Bis 2030 soll der Anteil rein-elektrischer Fahrzeuge in Europa auf bis zu 60 Prozent steigen. Die Festlegung auf einen festen Zeitpunkt für das Ende der Verbrennertechnologie lehnte der Konzern mit Verweis auf die je nach Region unterschiedlichen Primärenergienutzung und die regulatorischen Rahmenbedingungen ab.
Neuer CFO Arno Antlitz stellt seine Agenda für die kommenden Jahre vor
Im bereits veröffentlichten Ausblick für 2021 geht der Volkswagen Konzern insgesamt von einer deutlichen Belebung seines Geschäfts gegenüber dem Vorjahr aus – vorbehaltlich einer erfolgreichen Eindämmung der Covid-19-Pandemie. Für die Folgejahre strebt der Volkswagen Konzern eine weitere Verbesserung seiner Profitabilität an und verfolgt das Ziel, schnellstmöglich in den Zielkorridor von 7 bis 8 Prozent für die operative Umsatzrendite zurückzukehren. Dazu beitragen soll neben einer fortgesetzten Erholung auf der Absatzseite auch verstärkte Kostendisziplin. Die Fixkosten (ohne F&E und Capex) sollen bis 2023 gegenüber einem Stand von 2020 um rund 2 Milliarden Euro bzw. 5 Prozent sinken. Bei den Materialkosten wird bis dahin eine Reduzierung um 7 Prozent angestrebt. Für die F&E- und die Sachinvestitionsquote im Automobilbereich plant der Konzern bis 2025 eine Absenkung auf jeweils rund 6 Prozent. Darüber hinaus sollen stärker konzernweit Synergien gehoben werden und die konzerninterne finanzielle Steuerung zukünftig an einer Matrix aus Marken sowie Elektro-, Software- und Mobilitäts-Plattformen ausgerichtet werden.
Arno Antlitz, derzeit noch Mitglied des Vorstands der AUDI AG für das Ressort Finanz und Recht und ab 1. April als Nachfolger von Frank Witter Finanzvorstand des Konzerns: „Unser Ziel ist es, die ambitionierte Transformation des Volkswagen Konzerns solide zu finanzieren. Dabei geht es zum einen darum, die Allokation und Verlagerung von Ressourcen und Kapital in Richtung Elektrifizierung, Digitalisierung und Mobilitätsdienstleistungen zu steuern. Zum anderen wollen wir unser finanzielles Fundament durch Maßnahmen auf der Ertrags- und Kostenseite sichern und weiter stärken, um die Investitionen in Zukunftstechnologien zu ermöglichen.“